Zeitzeugen: Leid unter russischem Besatzungsterror

Zeitzeugen: Leid unter russischem Besatzungsterror

Land gegen Frieden – so wollen manche Russlands Krieg gegen die Ukraine schnell beenden. Aber in dem Land leben Menschen unter einem verbrecherischen russischen Besatzungsregime. Was heißt das konkret?
Das erzählten auf dem Zukunftsforum am 12. 10. 2024 im neuen Rathaus Leipzig zwei mutige Augenzeugen aus der Ukraine: Rostislav Lavrov und Liusiena Zinovkina.

Per Videoschalte aus Kyjiw sprach Mikola Kuleba, Leiter der ukrainischen Hilfsorganisation Save Ukraine, die sich um die Unterstützung von Familien kümmert, die aus den von Russland besetzten Gebieten geflohen sind. Diese Hilfsorganisation hat nach eigenen Angaben über 500 Kinder aus den besetzten Gebieten retten können.

Es werde immer schwieriger, die Kinder in die unabhängige Ukraine zu bringen, da die russischen Behörden verstehen, dass diese Kinder Zeugen von russischen Verbrechen sind.

Die russischen Besatzungstruppen versuchen, eine „Russifizierung“ der ukrainischen Zivilbevölkerung zu erzwingen. Kinder sind dabei eine besonders gefährdete Gruppe, weil sie ständig dem Einfluss der Besatzer unterliegen. Sie werden in russischen Schulen der Russischen Propaganda ausgeliefert. Dabei müssen Schüler nicht nur die russische Nationalhymne singen, sondern auch noch den Besatzungssoldaten und Putin Briefe der Anerkennung und Zustimmung schreiben. Soldaten, die ihre Nachbarn oder Verwandten getötet haben können. Verweigern Familien den Schulbesuch, drohen harte Sanktionen.

Passportisierung durch russische Besatzer

Außerdem wird eine sogenannte „Passportisierung“ durchgeführt. Dabei werden die Bewohner gezwungen, russische Pässe anzunehmen. Die sie im neu-kolonialen Russland aber trotzdem zu Bürgern 2. Klasse machen, u.a. mit eingeschränkter Reisefreiheit. Wer sich weigert die Pässe der Eroberer anzunehmen, dem drohen Sanktionen, von Entzug von Lebensmitteln, Medikamenten oder Elektrizität, bis hin zur Deportation.

Diesen Besatzungsalltag schilderte Rostislav Lavrov, der zum Zeitpunkt des russischen Einmarsches 16 Jahre alt war. Bald wurde er von seiner Mutter getrennt, und von denn russischen Besatzern in spezielle Lager gebracht. Da er sich gegen russische Propaganda-Rituale wie das singen der Nationalhymne verweigerte, wurde er mehrfach in Isolationshaft gezwungen.

Ukrainische Jugendliche zur Ausbildung an der Waffe gezwungen

Am Ende seines Leidensweges landete er in einer russischen Marineschule auf der Krym, wo er zur Ausbildung an der Waffe gezwungen wurde. Durch Glück und Hilfe der Organisation Save Ukraine gelang ihm die Flucht in die unabhängige Ukraine.

Hier ist darauf hinzuweisen, dass die Verschleppung von Kindern in besetzten Gebieten einen klaren Verstoß gegen das Völkerrecht darstellt. Vladimir Putin wurde deswegen vom internationalen Strafgerichtshof angeklagt.

Besonders hart verfuhren die russischen Besatzer mit Kostiantyn, bei seiner kranken Mutter in der von Russland besetzten ukrainischen Stadt Melitopol blieb, während seine Ehefrau Liusiena nach Deutschland floh. Ihr Plan: Durch die Trennung ihre Überlebenswahrscheinlichkeit zu verdoppeln.

Vermutlich, weil sich Kostiantyn an friedlichen Protesten gegen die russischen Besatzer beteiligte, wurde er in seinem Haus festgenommen, seine Wohnung wurde von russischer Militärpolizei geplündert. Danach wurde er im russischen Staatsfernsehen als „Terrorist“ vorgeführt, nachdem er, Möglicherweise nach Folter, zu einem Geständnis zur Beteiligung an einem Attentat gezwungen wurde.

Zivilgefangene sind keine Kriegsgefangenen

Liusiena setzt sich seit dem für die tausenden ukrainischen Zivilisten ein, die von Russland gefangen genommen wurden oder einfach verschwanden. Wie im Fall ihres Mannes ist das Schicksal dieser Zivilisten für deren Angehörige oft unbekannt. Es gibt keine Auskunft der russischen Stellen über den Verbleib oder Gesundheitszustand der Gefangenen.

Denn das Völkerrecht regelt wohl den Umgang mit Kriegsgefangenen Soldaten, aber kaum den mit Zivilisten, die von Besatzungstruppen gefangen gehalten werden. Es ist wichtig, gerade in der Debatte über die Zukunft der besetzten Gebiete der Ukraine, immer wieder auf diesen Missstand hinzuweisen.

Links:

https://www.saveukraineua.org/
Kostiantyn Zinovkin: https://mipl.org.ua/en/terrorism-and-attempted-arson-of-a-person-what-the-russians-accuse-kostiantyn-zinovkin-from-melitopol-of-and-where-he-is-held/


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