Wie beeinflusst Kultur unsere Wahrnehmung der Ukraine?

Wie beeinflusst Kultur unsere Wahrnehmung der Ukraine?

Stephan Orth, Journalist; André Störr, Mauke-Verlag und Dr. Tetiana Trofymenko, Literaturwissenschaftlerin diskutieren, wie Kultur die Rahmenbedingungen unserer Wahrnehmung setzt.

Wieso gibt es wenig Aufmerksamkeit für Ukraine?
Ein Grund dafür könnte sein, dass die kulturelle Hegemonie des Russischen in der UdSSR bis heute nachwirkt. Die Sprachen und Kulturen der von Russland beherrschten Völker spielten in der Wahrnehmung im Westen immer eine untergeordnete Rolle.

Was kann man tun, um Interesse an der Ukraine zu wecken?
Stephan Ort und André Störr zeigten dafür jeweils interessante Ansätze auf dem Zukunftsforum Leipzig.

Der Journalist und Autor Stephan Orth will ein Publikum erreichen, dass den „Mainstream“-Medien nicht vertraut. Durch Berichte über Couchsurfing-Reisen weckt er Interesse für außergewöhnliche Länder. Und steht mit seiner Person und seinen Erlebnissen für Glaubwürdigkeit ein.

Mit einen Buch über Russland, das zwischen Bevölkerung und Regime differenzierte baute Ort Vertrauen auf, das auch auf seiner Schilderungen zur Ukraine ausstrahlt.

Konfrontation mit russischer Inlands-Propaganda


Das Vertrauen, was ihm langjährige Leser und Besucher seiner Vortragsreisen entgegen bringt, nutzt Stephan Ort, um sie auch mir kritischen Themen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu konfrontieren. Z.B. den Widersprüchen russischer Propaganda mit der Realität. Zumindest manche bringt er damit zum Nachdenken.

Übersetzungen aus einer unbekannten Welt

Der Verleger André Störr erschließt Literatur aus Osteuropa, besonders der Ukraine, für deutsche Leser durch Übersetzungen. Sein Motiv: So können wir die russische Linse auf diese spannende Region ablegen und über Geschichten die eigene Perspektive der Kulturen zu verstehen.

Störr stellte auf dem Zukunftsforum mehrere interessante Bücher aus seinem Verlagsprogramm vor. Und beschrieb die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, Bücher aus einer wenig bekannten Welt auf dem hart umkämpften deutschen Buchmarkt bekannt zu machen. Von der Suche nach geeigneten Übersetzern bis hin zur Findung von Themen, die bei deutschem Publikum Interesse finden.

Der Blogger und Podcaster Thomas Leurs schilderte seine Motivation, sich mit Literatur aus Osteuropa auseinander zu setzen und beschrieb seine Lieblingswerke aus der Ukraine.

Ein Highlight der Veranstaltung: die Literaturkritikerin Dr. Tetiana Trofymenko beschrieb die Entwicklung der UA Literatur unter den russischen Kriegen. Ihr Fazit ist positiv: Der Krieg setzt die UA einem Veränderungsdruck aus, der der Literatur gut tut. Auch der Umgang mit der russischen Sprache wurde kontrovers diskutiert.


Negativpreis für schlechteste Schilderungen von Sex-Szenen

Nach welchem Gemüse der ukrainische Negativpreis für die schlechteste Sex-Szene in einem Roman benannt ist, und was es neben tollen Büchern (für Thomas Leurs war es ein Fest) spannendes in der Ukraine zu entdecken gibt, ist im oben verlinkten Video zu sehen.

Die anschließende Diskussion zeigte, dass Kultur ein oft unterschätzter Faktor, auch in der politischen Wahrnehmung ist. Russland hat das schon lange erkannt und viel Aufwand darin investiert, die russische Kultur weltweit zu promoten. Hier haben osteuropäische Länder ein großes Potential, die eigene Perspektiven und Sichtweisen zu zeigen.

Weiterführende Links:
https://www.stephan-orth.de/
https://www.mauke-verlag.de/
https://philology.karazin.ua/trofymenko-tetiana-mykhailivna/
Literaturblog von Thomas Leurs: https://literatur-osteuropa.blog/
Russlandwatcher: https://russlandwatcher.de/
Musik Trivoga von Shumei

https://www.youtube.com/watch?v=l6P4onVfELQ


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